Nicht nur das Offensichtliche
Kreislaufwirtschaft und asbesthaltige Bauabfälle
Den größten Abfallstrom in Deutschland mit jährlich 215 Millionen Tonnen stellen Bau- und Abbruchabfälle dar. Rund 58 Millionen Jahrestonnen davon sind mineralische Abbruchabfälle wie Beton oder Mauerwerk. Politisches Ziel ist es, diese großen Mengenströme im Rahmen der Kreislaufwirtschaft bestmöglich zu recyceln. Damit wird der Landschafts- und Ressourcenverbrauch durch Deponien, Sandgruben, Steinbrüche sowie Baustoffproduktion minimiert.
Um die notwendige Akzeptanz für Recyclingprodukte beim Anwender sicher zustellen, müssen die verarbeiteten Rohstoffe frei von Gefahrstoffen wie Asbest sein. „Wir gehen davon aus, dass etwa 50 Prozent aller Gebäude, die bis 1995 errichtet wurden, asbestbelastet sind“, so Christoph Hohlweck, Geschäftsführer Kluge Sanierung GmbH. Bei diesen asbesthaltigen Baumaterialien, im Fachjargon als Asbestverwendungen bezeichnet, handelt es sich zum Beispiel um Wellasbestdächer, Spritzasbest an Stahlträgern oder auch asbesthaltige Brandschutzklappen in Lüftungsanlagen. Neben diesen vergleichsweise einfach erkennbaren Asbestprodukten befindet sich Asbest in vielfältigen anderen Bauteilen, ohne als solcher erkannt werden zu können. Spachtelmassen, Fliesenkleber, Putze sowie Mauerstärken und Abstandshalter im Stahlbetonbau stehen stellvertretend für eine Vielzahl asbesthaltiger Materialien, die nur mittels systematischer Erkundung, Probenahme und Laboranalytik erkannt werden können.
„Damit die Kreislaufwirtschaft mit mineralischen Bauabfällen funktioniert, müssen vor 1995 errichtete Bauwerke systematisch auf Asbestbelastungen untersucht und die vorhandenen Asbestverwendungen vor dem Abbruch qualifiziert ausgebaut und entsorgt werden“, weiß Christoph Hohlweck.
Die Kluge Sanierung GmbH ist darauf spezialisiert, Gefahrstoffe aus baulichen und technischen Anlagen sicher zu beseitigen. Gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft und Hochschulen engagiert sich Kluge in dem durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojekt RECBest. Dessen Forschungsziel sind sichere Verfahren für die genaue Erfassung von Schadstoffen im Gebäudebestand, deren Sanierung und Abbruch sowie das Recycling zu einem hochwertigen Recyclingmaterial.
Da möglichst wenige Rohstoffe als Abfälle deponiert werden sollen, ist eine gute Trenntechnik entscheidend. Bei der Sanierung des Vegla-Hauses in Aachen hat Kluge beispielhaft gezeigt, wie durch den gezielten Rückbau von Asbestverwendungen vor dem eigentlichen Abbruch der wertvolle Recyclingrohstoff Beton gewonnen werden kann. Am ehemaligen Vegla-Haus in Aachen standen als verlorene Schalung eingegossene Asbestzementrohre einem Recycling des Betons entgegen. Durch den Einsatz spezieller Wasserhöchstdruck-Schneidtechniken wurden die Asbestrohre sauber und fast staubfrei entfernt und so das Recycling großer Stahlbeton-Abbruchmassen sichergestellt. So zeigt dieses Projekt, dass mit innovativen Wasserhöchstdruck-Verfahren eine solche Trennung durchaus umsetzbar ist.
„Wir gehen davon aus, dass etwa 50 Prozent aller Gebäude, die bis 1995 errichtet wurden, asbestbelastet sind.“